KOSTENOPTIMIERTES PLANEN & BAUEN

Kostenoptimiertes Planen und Bauen – Wirtschaftlichkeit trifft Nachhaltigkeit

Die effiziente Planung und Umsetzung von Bauprojekten ist ein entscheidender Faktor für eine nachhaltige und wirtschaftliche Immobilienentwicklung. Dabei rücken nicht nur die anfänglichen Investitionskosten in den Fokus, sondern zunehmend die Lebenszykluskosten bzw. die Gesamtkosten des Betriebs (Total Cost of Ownership – TCO). Nachhaltige Gebäude bieten neben ökologischen Vorteilen langfristig auch wirtschaftliche Mehrwerte. Energieeffizienz, flexible Nutzungsmöglichkeiten und der Einsatz ressourcenschonender Materialien sind dabei zentrale Bausteine, um die Gesamtwirtschaftlichkeit eines Bauwerks nachhaltig zu optimieren.

Baukostenkonzept. Büroschreibtisch, grünes Sparschwein, Taschenrechner und leerer Notizblock auf Zeichnungen
Foto: Adobe Stock/Creative Commons

Schwerpunkte im Handlungsfeld kostenoptimiertes Planen und Bauen

Abbildung 1: Schwerpunkte Handlungsfeld Kostenoptimiertes Planen und Bauen in der ENB

Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Gebäude zu sichern und zu steigern. Durch energieeffiziente Maßnahmen lassen sich Betriebskosten deutlich senken, während hochwertige Bauweisen den Immobilienwert nachhaltig erhöhen. Zudem bieten Förderprogramme, staatliche Subventionen und zinsgünstige Kredite finanzielle Anreize für nachhaltige Bauvorhaben.

Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Fokussierung auf die Investitionskosten als alleinigen Maßstab der Wirtschaftlichkeit. Tatsächlich bilden diese nur einen Teil der Gesamtkosten. Lebenszykluskosten umfassen alle Ausgaben – von Errichtung über Betrieb und Wartung bis hin zur Entsorgung. Intelligente Planung, die Einsparpotenziale entlang des gesamten Lebenszyklus berücksichtigt, sorgt für langfristige finanzielle Vorteile. Best Practice-Beispiele belegen, dass nachhaltige Investitionen die Lebenszykluskosten signifikant reduzieren können.

Darüber hinaus spielt die Nutzungsflexibilität eine wichtige Rolle. Zukunftsorientierte Raumkonzepte ermöglichen vielseitige Nutzungsszenarien und verlängern die wirtschaftliche Lebensdauer von Immobilien. Die Integration von Flexibilität, Zirkularität und energieeffizientem Betrieb erhöht den zukünftigen monetären Wert eines Gebäudes nachhaltig.

Herausforderungen

Trotz der Vorteile stehen Bauherren und Planer vor Herausforderungen: Etwaige höhere Anfangsinvestitionen nachhaltiger Gebäude müssen zu Projektbeginn finanziert werden, auch wenn sie sich später amortisieren. Zudem erfordert die Einbeziehung der Lebenszykluskosten eine komplexe und frühzeitige Planung, die im Projektablauf oft nicht selbstverständlich ist.

Zudem verändern sich gesetzliche Anforderungen, energetische Standards und CO₂-Vorgaben ständig, was eine flexible und vorausschauende Planung nötig macht. Häufig mangelt es noch an Bewusstsein bei Investoren und Bauherren für die langfristigen wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Gebäude, da kurzfristige Kosteneinsparungen favorisiert werden.

Gebäudeart Baufolgekosten in % der Baukosten p.a. Überschreitung der Erstellungskosten nach ...
Schulen und Kindergärten
31%
3-4 Jahren
Krankenhäuser
26%
4 Jahren
Hallenbäder
21%
4-5 Jahren
Sporthallen
17%
5-6 Jahren
Freibäder
15%
6-7 Jahren
Verkehrsanlagen
10%
10 Jahren
Produktionsgebäude
10%
10 Jahren
Büro- und Verwaltungsgebäude
8,5%
11-12 Jahren

Quelle: Vortrag gefma

Tabelle 1: Vergleich der Erstellungskosten mit den Baufolgekosten

Chancen und Lösungsansätze

Die umfassende Betrachtung der Lebenszykluskosten eröffnet enorme Potenziale zur Kostenoptimierung. Während konventionelle Bauweisen oft niedrigere Investitionskosten haben, zeigen Lebenszyklusanalysen (LCC) deutlich, dass Nachhaltiges Bauen über die gesamte Nutzungsdauer hinweg deutlich günstiger sein kann – dank reduzierter Betriebs- und Instandhaltungskosten.

Eine sorgfältige Materialwahl ist entscheidend: Hochwertige, langlebige und nachhaltige Baustoffe verlängern die Lebensdauer eines Gebäudes und senken Wartungskosten. Zirkuläres Bauen mit modularen Bauweisen und der Nutzung wiederverwendbarer Baustoffe reduziert zudem Entsorgungskosten und steigert den Restwert.

Besonders wichtig ist die CO₂-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus. Die frühzeitige Ermittlung von Klimakosten und CO₂-Schattenpreisen in der Planungsphase hilft, umweltfreundliche und wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Die Reduktion von CO₂-Emissionen sichert ökologische Vorteile und schützt vor zukünftigen Kosten durch CO₂-Bepreisungen oder strengere gesetzliche Auflagen.

Energieeffizienzmaßnahmen, wie die Nutzung erneuerbarer Energien, tragen zusätzlich zur Kostenreduktion bei. Eine zugängliche und wartungsfreundliche Technische Gebäudeausrüstung (TGA) sorgt für effizienten Betrieb und verlängert die Lebensdauer der Gebäudetechnik.

Technisches Monitoring und Datenanalysen im Betrieb bieten weiteres Potenzial: Sie ermöglichen die Steuerung von Energieflüssen, frühzeitige Wartungserkennung und damit dauerhafte Betriebskostenersparnisse.

Nicht zuletzt verbessern Förderprogramme und steuerliche Vorteile die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Staatliche Fördermittel für energieeffizientes Bauen oder CO₂-arme Materialien reduzieren die Anfangsinvestitionen und verkürzen die Amortisationszeiten.

Total Cost Ownership – Übersicht der relevanten Kostenbetrachtung in der ENB

Abbildung 1: Total Cost Ownership – Übersicht der relevanten Kostenbetrachtung in der ENB

Ausblick

Die Zukunft des Bauens liegt in der ganzheitlichen Betrachtung von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Digitale Planungstools, innovative Materialien und smarte Technologien ermöglichen kosteneffizientes Bauen mit positiven ökologischen Auswirkungen. Die Integration von Lebenszykluskostenanalysen und Total Cost of Ownership-Modellen wird die Bau- und Immobilienbranche langfristig nachhaltiger und wirtschaftlicher gestalten.

Investitionen in nachhaltige Bauweisen zahlen sich doppelt aus – ökologisch und ökonomisch. Um die Potenziale vollständig zu nutzen, sind enge Kooperationen zwischen Bauherren, Architekten, Planern und politischen Entscheidungsträgern unerlässlich.

Autoren

Vanessa Propach, Werner Sobek Green Technologies GmbH

Nefeli Mavroeidi, Werner Sobek Green Technologies GmbH